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Gedicht

 Ritter Wormlitz Bild

 

Einst hauste hier ein Rittersmann
gar keck mit Schwert und Lanze,
der sich das Leben nur gewann
im wilden Waffentanze.
In Kirch und Messe ging er nicht,
Spott trieb er mit des Herrn Gericht,
das sich der Seele harret,
wenn hier der Leib erstarret.

 

Er wegelagerte den Tag,
damit das Glück ihm brächte,
was ihm zum Unterhalt gebrauch,
und prasste dann die Nächte.
Wohl mancher Kaufmann zog daher,
an Gut und Reichtum voll und schwer,
von Leipzigs goldenen Auen,
um hier sein Grab zu schauen,
denn von Dollenchen zog der Wald
sich finster bis Saalhausen,
denn Ritter Wormlitz mit Gewalt
erfüllt und Todesgrausen.
Oft hört der Wanderer noch bei Nacht,
an Stellen, wo der Mord vollbracht,
bei mildem Sternenflimmern
die Geister kläglich wimmern.

 

So triebs der Ritter manchen Tag
mit Fluchen und mit Toben,
Seis Jagd, seis Raub, auf dem er lag,
sein Speer war stets erhoben.
Einst, Grausen füllet meine Brust,
das Mettenglöckchen tönte just,
und hob sein Stimmchen freier
zur Sanit Johannesfeier.

 

Da steigt der Ritter hoch zu Ross,
zu Raub und Jagd gerüstet,
daheim lässt er der Diener Tross,
dem es nach Ruch gelüstet.
Nur einen alten Knappen nimmt
er mit hinaus,
und flucht ergrimmt,
dass keine Spur sich heute
ihn zeigen will zur Beute.

 

Du strenger Herr, sprich drauf der Knecht,
es will sich heut nicht schicken,
an einem Festtag, wie mir recht,
lässt sich kein Wild erblicken.
Zumal steigt dort ein Wetter auf
und naht sich uns in schnellem Lauf.
Das wird uns hier ereilen,
wenn wir noch länger weilen!

 

Verdammt seist Du und Dein Geschwätz,
Du alter feiger Knabe,
dass ich von meiner Hasenhetz
umsonst nach Hause trabe.
Was kümmert Wind und Wetter mich?
Der Pfaffen Wort verlache ich.
Schau, ich will Dir beweisen,
wie sie mit Lug uns speisen.

 

Der Donner rollt, die Blitze sprühn,
der Sturm bricht alte Eichen.
Der Ritter löst den Helm sich kühn,
entblöst das Haupt den Streichen des Himmels,
und dann ruft im Spott er laut:
"Bist Du ein braver Gott?
So ziel auf meine Nase!;
mit der ich Hohn Dir blase".

 

Kaum ist das freche Wort entflohn,
so steht die Luft in Flammen,
der Himmel kracht, als bräche schon,
die ganze Welt zusammen.
Und als der Knappe nun erwacht,
umgibt ihn längst schon tiefe Nacht,
und in des Mondes Helle, sieht er die alte Stelle.

 

Da findet er den Ritter tot, doch unverletzt.
Die Nase wie abgeschnitten nach dem Lot,
liegt neben ihm im Grase.
Mit Schrecken meidet er den Ort,
und eilet nach dem Burghof fort.
Als Strafe frecher Sünden,
des Ritters Tot zu künden.

 

Des Ritters Buhle weiht sofort,
sein Bild in Stein gehaun
in auf das Grab, wie es noch dort
bis diesen Tag zu schauen.
Doch kaum verzieret der Stein das Grab,
da fährt ein Blitz sogleich herab,
zerschmettert seine Nase,
als wäre sie von Glase.

 

Da hat ein Mönchlein prophezeit
und wahr ist dies erfunden
Wormlage ward auf alle Zeit
vom Wetterstrahl entbunden.
Solange dieses Steinbild währt,
drum wird es auch so hoch verehrt,
dass man seit grauen Jahren,
gestrebt es zu bewahren.

 

Die Stätte, wo der Leichnam lag,
bezeichnet eine Quelle,
wo noch bis auf den heutgen Tag
in blutig roter Welle das Wasser quillt.
Den Kuttenteich nennt sie das Volk,
weil dort sogleich nach Ritter Wormlitz Tode
mit dem geweihten Brode.

 

Der Priester in Procession
die Stätte hat entsühnet
und noch um puren Gotteslohn zuletzt sich hat erkühnet,
die eigne Kutte, die er trug,
vom Priester Segen schwer genug,
eh er hinweg tat schreiten,
darüber hinzubreiten.